Wie kein zweites fußballrelevantes Thema aus den letzten Wochen ging die Meldung, dass der SV Werder Bremen in der Zukunft für Polizeieinsätze bei brisanten Spielen zur Kasse gebeten werden kann, durch die Medien wie dieses. Selbst die Tagesschau berichtete darüber.
Die Süddeutsche Zeitung kommentierte das Urteil des Oberverwaltungsgerichts mit dem Tenor, „dass König Fußball sich nicht alles erlauben könne“. Der Kommentar setzte Parallelen zu horrenden Spielergehältern, Kommerz im Fußball, oder auch den DFB-Protesten und kam zu dem Schluss, dass sich der Fußball nun seiner gesellschaftlichen Verantwortung stellen müsse. Auch wenn die angeführten Punkte dahinter richtig erscheinen, ist die Argumentation, was die Finanzierung der Polizei durch die Fußballclubs mit all den negativen Auswüchsen des modernen Fußballs zu tun haben soll, nicht wirklich einleuchtend und schlüssig.
Die grundlegende Frage, die sich keiner der Medienanstalten im Bezug auf die Berichterstattung gestellt hat, lautet wie so oft: „Braucht man diese Massen an Polizei, dieses Aufgebot, was mit erheblichen finanziellen Kosten verbunden ist, überhaupt?“
Oder anders: Wenn es eine unabhängige Kommission geben würde, die die Reduzierung der Polizei bei Fußballspielen veranlassen würde, eine Behörde, die in der Lage ist, ein vernünftiges Maß abzuschätzen, dann würde man sich die Fragen über eine Finanzierung gar nicht so substantiell stellen müssen.
Für das Land Bayern stellt sich diese Frage im Übrigen überhaupt nicht, ob die Fußballvereine an der Finanzierung der Polizei beteiligt sein sollten und auch Club-Vorstand Meeske lehnte dieses Modell grundlegend mit Verweis auf die staatliche Verantwortung für die Sicherheit bei öffentlichen Großveranstaltungen ab. Dass Bayern hier keine Forderungen stellt, verwundert wenig, hat sich die CSU das Thema „Innere Sicherheit“ doch zu ihrem politischen Credo gesetzt und bei den vollen, bayerischen Staatskassen werden sowieso keine Mühen und Kosten gescheut die Polizei massenweise aufzufahren.
Ein aktuelles Negativbeispiel? Die Partie zwischen den Münchner Löwen und der zweiten Mannschaft des FCN. Ein Spiel ohne wesentlichen Risiko-Faktor - ist es doch bekannt, dass Teile der Fanszenen sich „gut“ verstehen. Was an diesem Tag an USK und darunter auch Zivilpolizisten aufgeboten wurde, entbehrt wieder einmal jeder realistischen Grundlage von Vernunft und ist mit „maßlos“ noch nett ausgedrückt.
Ein anderes Beispiel, woran sich zeigen lässt, dass diese Debatte nach der Finanzierung in die Irre führt, war vor zwei Wochen die Partie zwischen dem Halleschen FC und dem Karlsruher SC. Die mit dem KSC befreundeten Fans von Hertha, die mit 200 Leuten das Spiel besuchen wollten, wurden schon ab Berlin mit massivem Polizeieinsatz begleitet, darunter auch von Zivis. Dabei unterlagen die Herthanerder ein oder anderen Provokation. In Halle selber wurden dann für 200 Leute zwei Wasserwerfer und ein Helikopter bereitgestellt, wobei einer der Wasserwerfer noch aus Brandenburg extra herangekarrt worden war. Das kann nur für Kopfschütteln sorgen – wie will man so etwas noch in Relation setzen? Die Beispiele ließen sich hundertfach weiter ausführen.
Das Modell in NRW auf weniger Polizei bei vielen Spielen zu setzen, die zunächst einmal keinen „Risikofaktor“ beinhalten (wer auch immer entscheidet, wann Risikospiele eintreten, ist schon der erste, willkürliche Faktor) hat sich in den letzten Jahren doch eigentlich bewährt. Ein Ideal, aber natürlich auch eine Utopie wären natürlich gar keine Polizeibeamten beim Fußball. Wie auch immer, eine Diskussion über die Finanzierung der Fußballspiele durch die Vereine beginnt nicht bei der Diskussion über die Finanzierung, sondern schon viel früher bei der Diskussion über das Maß der Einsetzung der Polizei beim Fußball.