Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Ude,

die Rot-Schwarze Hilfe ist eine übergreifende Solidaritätsgemeinschaft zur Unterstützung von Fans des 1. FC Nürnberg, die aufgrund von Ereignissen bei FCN-Spielen Probleme mit der Justiz oder Polizei bekommen haben.

Am Sonntag, 14.12.2008, war der 1. FC. Nürnberg zu Gast beim TSV 1860 München und die Fans aus Nürnberg kamen auch mit mind. 20000 Zuschauern sehr zahlreich, so dass man einen Zuschauerrekord für die laufende Saison vermelden konnte.

Nur als Gast kann man sich in München als Fußballfan wohl nicht gefühlt haben, wenn man sich die Schikanen ansieht, denen einige Fans ausgesetzt waren:

Fünf Busse mit ca. 300 Fans des 1. FC Nürnberg wurden vor München von der Polizei mit Blaulicht gezwungen, von der Autobahn zu fahren. Anschließend wurde man in ein Waldstück gefahren. Dort wurden sämtliche Insassen eines Busses einzeln durchsucht, Personalien überprüft und fotografiert und anschließend der Bus durchsucht. Man nahm bewusst in Kauf, dass man zum Spiel zu spät oder gar nicht kommen würde. Auch am Stadioneingang wurde man dann nochmals einer Leibesvisitation durch den Ordnungsdienst unterzogen. Man kam dann ca. 14:30 Uhr am Block 111 an (also eine halbe Stunde zu spät), Eintrittskarten hatte man sich schon im Vorfeld besorgt.

Nach Verlassen des Spiels nahmen jedoch die Provokationen gegenüber den Fans aus Nürnberg kein Ende. Innerhalb von zwanzig Meter und innerhalb von 10 Minuten wurde ein Fan zweimal von einer Einsatzgruppe der Polizei eingekesselt und zur Herausgabe seiner Personalien gezwungen.

Mittlerweile haben wir erfahren, dass die Polizei zudem versucht, für die Vorsänger im Nürnberg-Fanblock ein bundesweites Stadionverbot durchzusetzen.

Es stellt sich nun den Fans aus Franken die Frage, ob die Stadt München eigentlich dieses Verhalten der Polizei München kennt und toleriert? Oder heißt eventuell die Stadt München solches Vorgehen gegen die fränkischen Anhänger auch noch gut?

Warum dürfen 20.000 Nürnberger jede Menge Geld für die Stadt München und in der Stadt München ausgeben, werden dann jedoch von der dortigen Polizei behandelt wie Schwerverbrecher?

Für eine ausführliche Beantwortung unserer Anfragen wäre die Rot-Schwarze Hilfe Ihnen sehr verbunden.

 

 

Antwort der Stadt München - 15.01.2009

Spiel der 2. Fußball Bundesliga TSV 1860 München – 1. FC. Nürnberg

Wir bestätigen den Eingang Ihres Schreibens vom 25.12.2008 an Herrn Oberbürgermeister Ude.

Herr Ude hat von Ihren Ausführungen Kenntnis genommen und Ihren Brief an das zuständige Polizeipräsdium München weitergeleitet. Sicherlich wird Ihnen von dort weitere Nachricht zugehen.

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Antwort der Polizei München - 09.03.2009

Das Direktorium der Landeshauptstadt München hat uns Ihr Schreiben an den Oberbürgermeister Ude mit der Bitte um Bearbeitung weitergeleitet. Gerne nehme ich zu den in diesem und in einem weiteren Schreiben an Herrn Leitenden Polizeidirektor Süßbrich geäußerten Vorwürfen Stellung.

Gewaltbereite Anhänger des 1. FC Nürnberg, insbesondere die „Ultras Nürnberg", gaben in der Vergangenheit bei Spielen in München immer wieder Anlass zu polizeilichem Einschreiten. Am 07.10.07 stürmten etwa 100 Personen durch ein versehentlich geöffnetes Fluchttor die Arena und es wurde Pyrotechnik gezündet. Am 26.08.06 mussten starke Einsatzkräfte eine bevorstehende Auseinandersetzung mit Münchner Fans am U-Bahn-Abgang zur Arena unterbinden. Am 12.06.06 wurden nach der Bahnanreise am Bahnsteig 45 pyrotechnische Gegenstände aufgefunden. Vor dem Spiel kam es in der Münchner Innenstadt zu einer offenbar vorher abgesprochenen Auseinandersetzung zwischen den Anhängern beider Mannschaften. Mehrere Gästefans mussten wegen Körperverletzungsdelikten festgenommen bzw. wegen ihres aggressiven Verhaltens in Gewahrsam genommen werden.

Auch an anderen Spielorten fielen „Ultras" des 1. FC Nürnberg in der aktuellen Saison negativ auf. Beispielsweise kam es am 28.11.08 in Osnabrück zu massiven Störungen unter Verwendung von Pyrotechnik, die einen Pfeffersprayeinsatz gegen Club-Fans erforderlich machten. Ähnliche Vorfälle ereigneten sich am 02.11.08 in Hamburg und 14.09.08 in Wehen. In Ingolstadt zündeten am 16.11.08 Nürnberger „Ultras" bereits beim Einfahren des Zuges in den Bahnhof und beim Aussteigen am Hbf Rauchpulver und Böller. Auch auf dem weiteren Fußweg zum Stadion und kurz vor Spielbeginn im Stadion wurden weitere pyrotechnische Gegenstände gezündet. Im Nürnberger Fanblock wurde Rauchpulver gezündet, ebenso auf dem Abmarschweg.

Ein unbekannter Täter, der während des Spieles eine Polizeibeamtin angespuckt hatte, wurde beim Verlassen des Stadions erkannt und vorläufig festgenommen. Daraufhin erfolgte durch bis zu 30 Nürnberger „Ultras" die Befreiung des Festgenommenen, der nicht identifiziert werden konnte – ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet. Am 05.04.08 kam es in Frankfurt zu Auseinandersetzungen mit Frankfurt-Fans mit massivem Pyrotechnikmissbrauch, was eine 20minütige Spielunterbrechung zur Folge hatte. Am 06.12.08, also unmittelbar vor der Begegnung in der Allianz Arena, kam es zu Ausschreitungen beim Regionalliga-Spiel SSV Reutlingen – 1. FC Nürnberg II. Vor Spielbeginn tauchten unerwartet 55 Nürnberger „Ultras", teils vermummt und schwarz gekleidet, auf und provozierten die Reutlinger Fans im Bereich des Haupteinganges.Es kam zu körperlichen Auseinandersetzungen. Die Nürnberger warfen Flaschen, Mülleimer und Kanthölzer. Zwei Reutlinger und ein Ordner wurden verletzt.

Für das Spiel in München lag demnach ein erhöhtes Risiko vor, so dass umfangreiche Maßnahmen durch den Verein und die Polizei erforderlich waren.

Da bekannt war, dass die Nürnberger Problemfans mit Bussen anreisen wollten, wurden fünf Busse einer Kontrolle unterzogen. Die Anhaltung erfolgte abgesetzt von der Arena, um Solidarisierungsaktionen zu vermeiden. Vier Busse konnten nach einer Sichtung durch szenekundige Beamte ihre Fahrt unverzüglich fortsetzen. Nur ein mit potentiellen Störern besetzter Bus wurde weitergehenden präventivpolizeilichen Maßnahmen unterzogen. Es erfolgten Identitätsfestellungen, Lichtbildaufnahmen, Durchsuchungen von Personen und mitgeführten Behältnissen sowie Personenüberprüfungen.

Zur Durchführung dieser Maßnahmen wurden die Betroffenen gebeten, den Bus zu verlassen und ihre persönlichen Gegenstände mitzunehmen. Nachdem der Bus geleert war, wurde er abgesucht, um zu verhindern, dass gefährliche Gegenstände zurückgelassen wurden. Die Betroffenen wurden nach dem Abschluss der Maßnahmen in einen mit Flatterleinen abgegrenzten Bereich verbracht. Eine Rückkehr in den Bus wurde erst zugestanden, als alle Maßnahmen abgeschlossen waren. Dies war trotz der Verwendung aller verfügbaren Abfragegeräte erst zehn Minuten nach Abschluss der Begehung des Busses der Fall. Diese Wartezeit erscheint in Anbetracht der günstigen Witterung am Ereignistag verhältnismäßig. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Beamte während dieser Wartezeit angesichts der anstehenden Anschlussaufträge in der Allianz Arena ihre Einsatzverpflegung zu sich nahmen. Eine absichtliche Verzögerung der Abfahrt erfolgte dadurch nicht.

Die Kontrolle begann um 13.00 Uhr und war um 13.55 Uhr beendet. Die Dauer war demnach angemessen. Dass die Insassen zu spät zum Spiel kamen, ist bedauerlich, kann aber kein Argument für die Polizei sein, auf notwendige Maßnahmen zu verzichten oder diese abzubrechen, zumal Problemfans häufig bewusst sehr spät zu den Stadien fahren, weil sie meinen, dass die Kontrollen weniger konsequent durchgeführt werden.

Die Personendaten der Kontrollierten wurden in den polizeilichen Arbeitsdateien abgefragt. Durch das PP München erfolgte keine Speicherung der personenbezogenen Daten. Die gefertigten Lichtbilder wurden gelöscht.

Im Zusammenhang mit der Buskontrolle konnten mehrere Personen identifiziert werden, die anlässlich der Begegnung FC Ingolstadt - 1.FC Nürnberg am 16.11.08 Straftaten begangen hatten. Gegen diese werden strafprozessuale Ermittlungen durchgeführt.

Während des Spiel beging eine Person eine Ordnungswidrigkeit nach der Stadion-VO. Um eine Eskalation zu vermeiden, wurde beschlossen, die Identität nicht sofort, sondern erst beim Abmarsch festzustellen. Aufgrund eines Abstimmungsproblems erfolgten kurz nacheinander zweimal Personalienfeststellungen durch verschiedene Einheiten. Eine „Einkesselung" hat nicht stattgefunden. Vielmehr mussten USK-Beamte die Kontrolle gegen eine sofort aggressiv reagierende Gruppe von ca. 20 Nürnberger Ultras absichern, welche die polizeiliche Maßnahme mit Sprechchören „All cops are bastards – ACAB" und erhobenen Fäusten störten.

Das PP München legt einen sehr hohen Wert auf den Dialog mit friedlichen Fußballfans, was sich unter anderem an einer Vereinbarung mit dem Fanprojekt und den Fanvertretungen ausdrückt. Dort wo die Situation es zulässt, halten wir uns dezent zurück. Sobald aber Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung drohen, schreiten wir gemäß unserem gesetzlichen Auftrag entschieden ein und versuchen durch präventive Maßnahmen bereits im Vorfeld Gefahren zu beseitigen. Diese Maxime wurde auch beim vorliegenden Anlass verfolgt. Während die mit friedlichen Fans besetzten Busse unverzüglich weiterfahren konnten, wurde der mit überwiegend gewaltbereiten Personen besetzte Bus einer intensiven präventiven Kontrolle unterzogen. Die Maßnahmen waren erforderlich und haben sicher mit dazu beigetragen, dass das Spiel im Großen und Ganzen störungsfrei verlief. Die Durchführung war trotz der den eingesetzten Kräften entgegengebrachten aggressiven Stimmung besonnen und professionell.

Ausschreitungen bei Fußballspielen nehmen in letzter Zeit stark zu und beschädigen das Ansehen des Sports und der Spielorte ganz erheblich. Der Einsatz der Polizei ist keinesfalls schikanös, sondern dient dazu, Ausschreitungen zu verhindern und den gefahrlosen Besuch von Fußballspielen durch friedliche Fans zu ermöglichen. Insofern ist Ihre Argumentation gegenüber Herrn Oberbürgermeister Ude nicht nachvollziehbar, insbesondere da von den nach Ihren Angaben 20.000 Fans aus Nürnberg 58 Personen den gebotenen polizeilichen Maßnahmen unterzogen wurden.

 

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