Den Vorwurf des Landfriedensbruchs bekommen Fußballfans ja leicht einmal zu hören. Ärgerlich ist dabei nicht nur, dass man ziemlich schnell in ein Ermittlungsverfahren geraten kann, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist, sondern ganz besonders, wenn man nicht einmal da war. So erging es Wastl Lineal (Name von der RSH geändert). Er hatte plötzlich eine Vorladung zu einer Beschuldigtenvernehmung im Briefkasten. Nachdem er über seinen Anwalt Akteneinsicht genommen hatte, war er schon deutlich schlauer: An einem Abend nach einem Auswärtsspiel beim SC Freiburg hatte wohl eine Gruppe von Leuten ein Lokal in Würzburg aufgesucht und dort einen Anhänger des Ekelvereins aus dem Süden herausgebeten, um ihn unsanft zu behandeln. Was der Hintergrund des Vorfalls war, konnte man der Akte nicht entnehmen, wohl aber, dass bei einem Bayernfan ja wohl nur Anhänger des Glubb als Täter infrage kommen können, auch wenn Zeugen von Anhängern der Würzburger Kickers sprachen.
Prompt wurde von der PI Nürnberg-Süd ein buntes Potpourri an Fotos von Anhängern des Glubb übersandt. Nach welchem Auswahlkriterium diese versandt wurden, bleibt ebenfalls ein mystisches Geheimnis. Allerdings vermochte eine Kellnerin des Lokals nach ihren Angaben drei Herren zu bestimmen, die ihrer Meinung nach an besagtem Abend in dem Lokal dabei waren.
Komischerweise konnte bereits der erste von den dreien laut Akte nachweisen, dass er an dem Abend eben gerade nicht in Würzburg, sondern auf einem Dorfumtrunk war, wo er sich in einem derartig engmaschigen Takt mit Bier versorgte, dass ihm durch die Schenkerin ein durchgehendes Alibi gegeben werden konnte. Auch Wastl konnte der Staatsanwaltschaft klar machen, dass er sich an dem Abend nicht in der Würzburger Innenstadt befand und schon allein deshalb dort keine Straftaten begehen konnte. Fragt sich, wie es den beiden ergangen wäre, wenn sie kein Alibi zur Hand gehabt hätten.